Zeitlich vielleicht unpassend, gab es am Sonntag eine Aufführung des „Deutschen Requiems“ von Johannes Brahms in der Christkönig-Kirche zu Linz, die dem dortigen Chor und der Sinfonia lauten Beifall bescherte. Ungleich den üblichen Totenmessen ist es kein liturgisches Werk, sondern verwendet deutsche Texte aus der Luther-Bibel, deren tröstende Worte musikalisch in einer siebenteiligen Komposition ausgedrückt sind, die am Karfreitag 1868 im Bremer Dom uraufgeführt wurde.
Eduard Matscheko setzte mit Chor und Sinfonia Christkönig einen weiteren künstlerischen Höhepunkt. Die Tücken der Akustik in einer Kirche hieß es für ihn hier zu berücksichtigen, was den erfahrenen Dirigenten zu einer ruhigeren, ausgeglichenen Gestik mit besonderer Zurückhaltung veranlasste. Diesmal erwies sich Matscheko als meisterlicher Klangarrangeur, der genau wusste, wie er die Trauermusik inhaltsgerecht gestaltet, wie er Klangsteigerungen bis zu oratorischer Größte aufbaut, wie Dynamik und Rhythmus vorwärts drängen bis zur gewaltigen Schlussfuge, wo die Trauer in eine werkumschließende Seligpreisung mündet.
Das bestdisponierte Orchester zog hellhörig mit, ebenso der einsatzfreudige, präzisionsbewusste Chor, dem die Freude an der großen Aufgabe ins Gesicht geschrieben zu sein schien. Als „Haussolist“ orgelte mit herrlichem Timbre Klaus Kuttler die Baritonsoli, mit glasklarer Stimme sang Simona Eisinger den Sopranpart.
Ein absoluter Glücksfall war der passende Vorspann „Wachsende Bläue“ für zwei Soloviolinen (Claudia Federspieler, Johanna Bohnen) und Streicherensemble von Thomas Daniel Schlee, dem früheren Brucknerhauschef, ein von Poesie inspiriertes, satztechnisch solid gebautes Stück.
(Georgina Szeless, Neues Volksblatt 23. Juni 2015)