Mozartiana III
für Klarinette und Orchester
UA 2. Oktober 2022
Mozartiana
Als Pyotr Ilyich Tchaikovsky im Jahr 1887 seine 4. Orchestersuite als “Mozartiana” herausbrachte, schuf er damit ein Werk, das bis heute KomponistInnen anregt, sich von Themen aus Mozarts Werken zu eigenen Kompositionen inspirieren zu lassen.
Diese Anregung nahm auch der oberösterreichische Komponist Balduin Sulzer auf, als er 2004 seine Mozartiana II schuf, in der er Themen aus Mozarts berühmter Krönungsmesse KV 317 zu einer “kleinen Suite” verarbeitete, die im Jahr 2012 das erste Stück war, das im Rahmen der Konzertreihe „Sinfonia Christkönig“ zur Aufführung gebracht wurde.
Angeregt von diesem Werk und tief beeindruckt vom Soloklarinettisten Matthias Schorn begann Claudia Federspieler unmittelbar nach diesem ersten Konzert mit der Komposition ihrer Mozartiana III. Sie verarbeitete dabei nicht nur Themen aus Mozarts Klarinettenkonzert, sondern bezog auch Balduin Sulzer und P. I. Tchaikovsky mit ein, dem es ein Anliegen war, unbekannte Klavierstücke Mozarts einzuarbeiten. Federspieler bringt eine Variante des Themas aus Mozarts KV 574, eine Gigue, die Tchaikovsky für den ersten Satz seiner Suite verwendete.
Es sei aber hier nicht verschwiegen, dass auch andere Komponisten der Idee einer Mozartiana gefolgt sind: So schrieb der 1981 in Den Haag geborene Masato Suzuki 2015 eine Shiritori-Variation für Horn und Klavier, die ebenfalls diesen Titel trägt.
2008 erschien in Australien die Mozartiana des 1956 in Peking geborenen Julian Yu für Klarinette, Cello und Klavier – ebenso wird man in Brasilien fündig: Auf allen Kontinenten lassen sich KomponistInnen von Mozarts Werken inspirieren.
Zum Werk
Ich war leider nicht die Schülerin von Balduin Sulzer, aber er hat mich immer in puncto Komponieren bestärkt und hat meinen Mann bei jeder Begegnung mit Nachdruck gefragt, ob er mich „eh mit Kompositionsaufträgen“ versorge. In diesem Sinne glaube ich, Balduin hätte seine Freude daran gehabt, dass auf seine Mozartiana II – die vor genau 10 Jahren hier im Rahmen unserer ersten Konzertreihe erklungen ist – nun eine Mozartiana III folgt.
Meine Komposition besteht aus 3 Sätzen, die fließend ineinander übergehen.
Mit feierlichen Takten zu Beginn begrüßt das Orchester sein Publikum. Es folgt ein schlichter, einfacher Jodler zwischen Solist und 2 Flöten, bevor ein rasantes Orchestervorspiel in federspielerischer Tonsprache – gespickt mit Mozartzitaten aus dessen Klarinettenkonzert – dem Solisten den Boden für den 1. Satz bereitet. Zitate aus Tschaikowskis Mozartiana und Balduin Sulzers Mozartiana II blitzen auf.
Das Jodlermotiv findet sich im langsamen Satz als Hauptthema wieder. Als kleine Raffinesse verbirgt sich dort als Gegenstimme das schnelle 16-tel-Thema aus dem 3. Satz von Mozarts Klarinettenkonzert, allerdings im Tempo um ein Vielfaches verlangsamt. Es folgt eine Kadenz für den Solisten, der zunächst alleine bleibt. Angefeuert von einigen Paukenschlägen tritt das Orchester wieder auf den Plan, und gemeinsam wird stürmisch in den 3. Satz übergeleitet, der als Reprise des 1. Satzes erklingt.
In der Coda geht es rhythmisch etwas drunter und drüber – möge das Orchester gut beieinanderbleiben! Am Ende folgt das kürzest-mögliche Adagio: 1 Takt. Dieser lässt – als Zeichen der Einigkeit – ein letztes Mal das Jodlermotiv erklingen.
Claudia Federspieler (*1966) ist seit 2009 mit dem Dirigenten Eduard Matscheko verheiratet. Die Komponistin und Autorin von musikalischen Kinderbüchern ist erste Geigerin im Bruckner Orchester und Konzertmeisterin der Sinfonia Christkönig.
Foto © Reinhard Winkler