(Georgina Szeless, OÖ Volksblatt, 17. Oktober 2023)
Matschekos Sinfonia Christkönig startete in Hochform in die 11. Saison
Es war die Sinfonie II von Helmut Rogl, bezeichnet als „classical symphony“, die am Sonntag in der übervollen Friedenskirche Eduard Matscheko aus der Taufe hob. Klassisch, was auch so viel wie tonal in strenger Sonatensatzform bedeutet, dessen erste Symphonie vor langer Zeit, die schon viel von dem heimischen Komponisten erwarten ließ.
Rogls stilistisch solides Handwerk verrät seinen sicheren Sinn für formale Zusammenhänge und eine klare Stimmführung, gepaart mit einer melodischen Einfallsfülle, was den Zugang zu seinem Werk erleichtert. Auf Experimente setzt Rogl nicht, nichts ist bei ihm dem Zufall überlassen. An der Besetzung fällt vielleicht der vermehrte Einsatz von Holzbläsern auf, ergänzt durch Xylophon und Schlagzeug sowie gleich drei Pauken, ohne deren klangliche Aggressivität der Sinfonie etwas dunkle Farben zu verpassen. Das Orchester fand sichtlich Freude an dem sinfonischen Neuling und das Publikum reagierte auf die Uraufführung mit respekt-starkem Beifall. Rogls weiterer sinfonischer Weg macht jedenfalls neugierig.
Gesteigerte Freude stellte sich durch die Einladung der Solofagottistin der Wiener Philharmoniker Sophie Dervaux ein. Unter der Patronanz des weltbekannten Klangkörpers seit 2012 musizieren zu können, ist ja für ein selbstgegründetes Orchester wie der Sinfonia Christkönig sicher einzigartig und animiert die Musiker zu besonderer Leistung. Die französische Interpretin von Mozarts Fagottkonzert KV 191 setzte ihre geschmeidige Virtuosität und die präzis in ruhigem Fluss gespielten Kadenzen in kostbarer Fassung wie selbstverständlich ein und faszinierte noch mit der applaustreibenden Zugabe der Paganini-Variationen als ein besonderes Zuckerl im Programm.
Das Hauptwerk, Beethovens „Sinfonie Nr. 7 in A-Dur, op. 92“ forderte freilich eine gesteigerte Aufmerksamkeit, was die Qualität des Orchesters betrifft unter seinem versierten Dirigenten Eduard Matscheko. Jahrzehntelang auch erfahren im vokalen Metier, haben seine gestalterisch reife Fähigkeit und der packende, ohne Show praktizierte Umgang mit seinem Orchester einen Klangmagier aus ihm gemacht, der die kleinsten Details des populären Werkes in allen Sätzen greifbar machte. Da konnte nichts neu sein, weder dynamisch noch im Rhythmus dieser „Apotheose des Tanzes“, ein Geniewurf des tauben Beethovens, dem es gelang , aus einem einzigen Grundmotiv in der Urform ein ganzes Werk zu schaffen und jedem Satz seinen Charakter von der Exposition über die Durchführung bis zum Finale Ausdruck und Charakter zu verleihen. Für die Wiedergabe nur zu erreichen durch ein umfassendes Partiturstudium, mit dem Matscheko seinem Publikum auch imponieren konnte. Seine musikwissenschaftliche Gründlichkeit verriet auch sein Einführungstext im Konzertprogramm. Das laute Beifallsgebrüll passte gar nicht zu dem berührenden Erlebnis eines wertvollen Musiknachmittags.